Auf vielfachen Wunsch veröffentlichen wir nachfolgend Auszüge aus der Rede von Herrn Bürgermeister Martin Ragg anlässlich unseres Neujahrsempfangs „Brotspende“, am 12.01.2025:
Ich heiße Sie heute zu unserem Neujahrsempfang, der 37. Niedereschacher Brotspende, ebenfalls sehr herzlich willkommen. Schön, dass auch viele Neubürger gekommen sind. Die Bürgermeister unserer eng verbundenen Nachbargemeinden Dauchingen und Deißlingen haben es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen lassen, wieder bei uns dabei zu sein. Lieber Torben Dorn, lieber Ralf Ulbrich, herzlich willkommen bei der Brotspende. Ein besonderer Willkommensgruß gilt den Vertretern unserer Patenkompanie der Bundeswehr - der 4. Kompanie des Jägerbataillons 292 aus Donaueschingen - Hier darf ich den Kompaniechef, Hauptmann Hagen Fetzer sowie Oberstabsfeldwebel Vojtech Horejsi, als Kompaniefeldwebel, aufs Herzlichste bei uns begrüßen. Wir sind sehr froh, dass alle Soldatinnen und Soldaten der Patenkompanie wieder wohlbehalten aus ihrem mehrmonatigen Einsatz im Kosovo zurückgekehrt sind. Zugleich haben die in Donaueschingen verbliebenen Mitglieder der Patenkompanie wieder zahlreiche Arbeitseinsätze in unserer Gemeinde geleistet, etwa im Rahmen des Eschach Festivals oder beim Spendensammeln für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Im Namen der Bürgerinnen und Bürger danke ich Ihnen sowie Ihren Soldatinnen und Soldaten dafür sehr herzlich! Meine Damen und Herren, das Thema meiner heutigen Ansprache lautet Zusammenhalt! Manche meinen, diesen gibt es nicht mehr in unserer Gesellschaft. Jeder schaue nur auf sich. Aber stimmt das so? Zwei aktuelle Beispiele aus unserer Gemeinde: Beim vergangenen Neujahrsempfang mit Brotspende, Sie erinnern sich, haben wir die Spendenaktion Tour Ginkgo der Christiane Eichenhofer-Stiftung durch den Schwarzwald-Baar-Kreis und zu Gunsten der Katharinenhöhe in Schönwald gestartet. Die Katharinenhöhe ist eine besondere Nachsorgeeinrichtung, in der schwer erkrankte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gemeinsam mit ihren Familien eine Auszeit nehmen können, um gegen ihre Krankheiten anzukämpfen. Ca. 90% der kleinen Patientinnen und Patienten leiden an den Folgen einer schweren Krebserkrankung wie Leukämie, Hirntumor oder Knochentumor. Weitere 10% leiden an einem angeborenen Herzfehler oder einer schweren Herzerkrankung. Die Katharinenhöhe bietet vielfältige Therapiemöglichkeiten für das ganze Spektrum von Beeinträchtigungen.Doch wichtige Therapiemethoden wie Ganganalyse und Gangschulung bedürfen mehr Platz und dieser soll nun mit neuen Räumlichkeiten geschaffenwerden. Dieses Projekt muss allerdings vollständig über Spenden finanziert werden, da keine öffentlichen Mittel zur Verfügung stehen. In den folgenden Monaten wurden in unserer Gemeinde dafür zahlreiche Aktionen gestartet und Spenden geleistet. Bei der Scheckübergabe, Anfang Juli, im Rahmen eines Tourstopps an unserer Gemeinschaftsschule Eschach-Neckar, wurde die Stiftungsvorsitzende Christiane Eichenhofer, der Geschäftsführer der Katharinenhöhe Stephan Maier sowie die prominenten Radler aus unserer scheinbar kleinen Gemeinde mit einer großartigen Spendensumme überrascht. Bis heute ist diese sogar noch auf insgesamt 24.899,22 € angewachsen. Diese Spendenleistung der Niedereschacherinnern und Niedereschacher ist umso höher einzustufen, da kurze Zeit später noch eine weitere, weitaus größere Spendenaktion gestartet wurde. In der Nacht zum Fasnetsdienstag, brannte das Haus der Familie Gruber/Schwarzwälder am Schulberg in Fischbach. Zunächst gelang es einmal mehr unserer Freiwilligen Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude und damit eine Katastrophe im Ort zu verhindern. Vor allen Dingen konnte Familie Gruber/Schwarzwälder gerettet werden aber deren Haus war verloren. Doch was dann geschah, war wirklich außergewöhnlich! Neben unserem Roten Kreuz und der Notfallseelsorge nahmen sich auch Nachbarn umgehend der Familie an und brachten sie zu sich nach Hause. Und als ich die Familie dort aufsuchte, war ein Kommen und ein Gehen von Bürgerinnen und Bürgern, die schlichtweg helfen wollten. Ich war dann sehr froh, dass es uns gelang, noch am selben Tag, eine Wohnung für Familie Schwarzwälder zu finden. In den folgenden Wochen und Monaten erfasste eine beispiellose Solidarität unsere gesamte Gemeinde Niedereschach. Überall wurden Sach- und Geldspenden gesammelt. Aktionen von Bürgern, Vereinen, Kindergarten, über Kirchengemeinden, Unternehmen, sogar unsere Patenkompanie, bis hin zum Benefiz-Essen im Landgasthof Mohren. Meine Damen und Herren, bis heute gingen auf unserem dafür eingerichteten Spendenkonto der Gemeinde 72.942,41 € ein. Und dies meine sehr geehrten Damen und Herren sind nur die beiden größten Spendenaktionen im vergangenen Jahr in unserer Gemeinde. Es gab auch viele kleinere, bei denen sich Bürgerinnen und Bürger füreinander eingesetzt haben. Mir wird es da richtig warm ums Herz und ich möchte mich an dieser Stelle sehr, sehr herzlich bei Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft bedanken! Doch auch im kommunalpolitischen Bereich standen die Niedereschacherinnen und Niedereschacher zusammen. Als unser örtlicher Apotheker kurzfristig schließen möchte, vor allem aber den von der Gemeinde, unserer Wirtschaftsförderung EGON sowie dem Unterstützerkreis Apotheke gefundenen, potentiellen Interessenten die Räumlichkeiten der Eschach-Apotheke, aus Konkurrenzschutz-Gründen, nicht herausgeben will, gründet sich eine Bürgerinitiative „Unsere Apotheke muss in Niedereschach bleiben“. Auch hier entstand eine erstaunliche Solidarität. Jung und Alt, aus Niedereschach, Fischbach, Kappel und Schabenhausen, äußerten ihren Unmut und setzen ein Zeichen auf der Unterschriftenliste. Sehr viele Bürgerinnen und Bürger erkennen die Bedeutung einer Apotheke für den Erhalt unserer Gesundheitsinfrastruktur am Ort und glauben einfach nicht, dass man, bei dem Kundengedränge in der Eschach-Apotheke sowie, in unmittelbarer Nachbarschaft, einer der größten Hausarztpraxis in der Region, mit vier Ärzten, eine Apotheke in unserer 6000-Einwohner-Gemeinde nicht rentabel führen kann. Auch diese großartige Unterstützung hat mich sehr beeindruckt. Dankeschön! Ja, wie stehts denn nun aktuell mit der Apotheke, werden Sie sich fragen? Wir haben mehrere Interessentinnen und Interessenten, die in Niedereschach sehr gerne eine Apotheke als Filiale betreiben wollen. Und wir haben mittlerweile auch geeignete Räumlichkeiten für eine Apothekenneugründung. Zugleich, und dafür bin ich ebenfalls sehr dankbar, sind wir aber auch mit Apothekeninhaber Skopek im Gespräch, mit dem Ziel, eine neue Apotheke, ohne den Apothekenverbund Skopek, aber in den gewohnten Räumlichkeiten der Eschach-Apotheke, an der Steigstraße, eröffnen zu können. Dies wäre auch der einfachste, schnellste und kostengünstigste Weg zu einer neuen Apotheke. Meine Damen und Herren, Zusammenhalt und Engagement, gibt es das eigentlich auch bei den Kindern und Enkeln, der jungen Generation? Da sind viele immer vorschnell geneigt zu sagen „Mmh, nein, außer Handy interessiert die junga Leit, von heit, nichts“. Ich bin dieser Frage im Jahr 2024 einmal ganz bewusst nachgegangen: Am 4. Januar fand hier in der Eschachhalle das Dreikönigstreffen der Schwarzwälder Narrenvereinigung statt. Wer jetzt denkt, dass sich hier ein paar alte Männer darüber austauschen, wie Fasnet doch früher schön gewesen sei, der täuscht sich gewaltig. Auffällig viele junge Zunftmeisterinnen und Zunftmeister, die sich begeistert für die Narretei einsetzen. Frau Präsidentin Anne-Rosel Schwarz bestätigte meinen Eindruck, dass sich hier seit einigen Jahren ein erfolgreicher Generationenwechsel vollziehe. Ja, und auch ich erkenne diese positive Entwicklung bei unseren fünf rührigen Narrenzünften im Ort. Meine Damen und Herren, je Ortsteil haben wir mittlerweile einen Jugendclub. Eine wirkliche Erfolgsgeschichte in unserer Gemeinde. Die vier Jugendclubs verwalten sich selbst, arbeiten eng zusammen und sind wichtige sowie belebende Stützen der dörflichen Gemeinschaft und unseres Vereinswesens. Nehmen Sie unsere Katholische junge Gemeinde, besser bekannt als KjG. Bereits seit Jahren die größte Gruppe im gesamten Dekanat. Über 100 Jugendliche aus unserer Gemeinde. Und die engagieren sich kräftig, wie erst die vergangene 72-Stunden-Aktion gezeigt hat; aber dazu später mehr. Denken Sie an die großartige Jugendarbeit, die in unseren vier Musikvereinen, unseren drei Sportvereinen und dem Tennisverein geleistet wird. Denken Sie an die Jugendgruppe unseres Trachtenvereins Reckhölderle, die im Rahmen des vergangenen 70-jährigen Vereinsjubiläums wieder richtig beeindruckt hat. Auch die Twirling-Tanz-Sport-Gruppe Niedereschach, kurz TTSG, ist so ein Phänomen. Spitzensport in unserer Gemeinde, getragen von jungen Menschen. Dabei finde ich es bemerkenswert, wie es dem Verein immer wieder gelingt, die einstigen Spitzensportlerinnen später als Trainerinnen für den Nachwuchs der TTSG zu gewinnen. Im Rahmen der genannten Tour Ginkgo, gab es einen Spendenlauf an unserer Gemeinschaftsschule, bei dem Schülerinnen und Schüler allein 5.900,- € dafür erlaufen haben. Im Juli war ich bei der Verabschiedung und Zeugnisübergabe der neunten und zehnten Klasse unserer Gemeinschaftsschule Eschach-Neckar, hier in der Eschachhalle. Meine Damen und Herren, es war eindrucksvoll, was die Absolventinnen und Absolventen hier gemeinsam für ein Programm auf die Beine gestellt haben. Auch beim Zirkusprojekt „Manege frei“ der Grundschule Kappel, Mitte Juli. Kinder aus unserer Gemeinde, die begeistert bei der Sache waren und eine ganze Zirkusvorstellung gaben. In diese Kategorie gehört auch das weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte und beliebte Mofarennen in Fischbach, Anfang September. Arbeitsreich und hochprofessionell geht es hier zur Sache. Meine Damen und Herren, es wird ebenfalls von jungen Menschen getragen. Ich hoffe, Sie kennen unsere Jugendfeuerwehr! Auch bei dieser Organisation hat unsere kleine Gemeinde mit 31 Jungen und Mädchen mit die meisten Mitglieder im Schwarzwald-Baar-Kreis. Gemeinsam mit der Jugendfeuerwehr Dauchingen hat man in diesem Herbst erfolgreich die sog. Leistungsspange abgelegt. Jeder kann sich selbst vor Augen führen, wie wichtig eine starke Jugendfeuerwehr für den Erhalt und die zukünftige Einsatzbereitschaft unserer aktiven Wehr und damit unserer Sicherheit ist.Jugend und Kommunalpolitik? Hier bei uns schon. Mitte November fand der zweite interkommunale Jugendpolitiktag der Gemeinden Deißlingen, Dauchingen und Niedereschach, in unserer Schulsporthalle, statt. 300 Kinder und Jugendliche haben ihre Themen benannt und in Arbeitsgruppen ausgearbeitet. Es freut mich sehr, dass sich hieraus auch wieder ein Jugendrat in unser Gemeinde Niedereschach gebildet hat und dieser sich in der Gemeinderatssitzung, am 10. Februar 2025, der Öffentlichkeit vorstellen wird. Meine Damen und Herren, Sie sehen, diese lebendigen und bei Weitem nicht abschließenden Beispiele, allein aus dem vergangenen Jahr, zeigen, dass das landläufige Bild, das überall über unsere jungen Menschen gezeichnet wird, nicht stimmt. Und ich bitte Sie herzlich, denen, die uns dies weismachen wollen, anhand der genannten Beispiele, entgegenzutreten. Natürlich weiß ich und bin sehr dankbar dafür, dass wir diese großartige Situation gerade auch denjenigen zu verdanken haben, die sich für unsere jungen Menschen, sei es als Trainer, Musiklehrer, Vortänzer, Ausbilder und vieles mehr, oftmals ehrenamtlich, engagieren. Übrigens, auch beim Freundeskreis Arzúa, dem Forum Niedereschach sowie unseren beiden DRK Ortsvereinen findet derzeit, was viele nicht für möglich gehalten haben, eine spürbare Verjüngung der Akteure und damit eine Bestandssicherung dieser wichtigen Einrichtungen in unserer Gemeinde, statt. Meine Damen und Herren, auch bei der Anzahl und Qualität der sozialen Einrichtungen gehört unsere Gemeinde Niedereschach zur Spitze im Landkreis; dank engagierter Bürgerinnen und Bürger. Ich möchte Ihnen die Chance geben, diese einmal kennen zu lernen und im Hinterkopf zu behalten, wen es da gibt und wer Ihnen in welcher Lebenslage wie helfen kann. Das schöne bei uns ist, dass die Einrichtungen sehr eng zusammenarbeiten und miteinander verzahnt sind. Das kommt Ihnen zugute. Deshalb haben wir eingeladen: Die Soziale Drehscheibe Niedereschach, den VdK Ortsverband Niedereschach-Dauchingen, die Bürger für Bürger Sozialgenossenschaft und die Katholische Sozialstation. Zu Beginn und am Ende der Brotspende finden Sie im Eingangsbereich Vertreter der genannten Organisationen für Gespräche, Kontakte, wenn Sie da selbst mitmachen wollen oder eben Hilfe benötigen! Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen und unserer Gemeinde nun alles Gute im Jahr 2025!